Stirbt die Gastwirtschaft langsam aus?
In einem Artikel auf antenne.de (Die illegale Gastronomie schnürt uns die Luft ab) wird auf das Aussterben von Gastwirtschaften im Allgäu aufmerksam gemacht. Dieses Problem betrifft aber nicht nur das Allgäu, sonder alle ländlichen Regionen.
Es geht von der sogenannten Schwarzgastronomie aus. Dabei handelt es sich um Feste und Veranstaltungen, die meist von Vereinen oder auch privat organisiert werden. Diese finden dann im Freien oder auch im Vereinsheim statt. Auch Hochzeiten, Geburtstage und andere Familienfeiern werden in Vereinsheime verlegt, das Essen kommt vom Caterer und die Getränke vom Discounter.
Die Getränke werden meist so günstig verkauft, dass der Wirt vor Ort nicht mehr mithalten kann. Dadurch entsteht dem Gastronomen ein Schaden, der auch nicht wieder aufgefangen werden kann. Der gute alte „Frühschoppen“, der einfach zu einem Sonntag gehörte, ist bereits fast ausgestorben.
Viele Wirte haben bereits das Handtuch geworfen!
Der Einzelne kann gegen diese Entwicklung leider nichts unternehmen. Hier ist die Mithilfe vom DEHOGA, der IHK und anderen Verbänden gefragt.
Foto: hogapr
Hammer! Dieses Statement von Herrn Andreas Behner treibt mir die Galle hoch! Natürlich freue ich mich für ihn, wenn „am Fuße des Westerwaldes“ die Gastronomie fröhlich weiter wächst und gedeiht – das landesweite Sterben der übrigen Gastronomiebetriebe ist dadurch allerdings kaum weg zu leugnen bzw. zu erklären. Fest steht, dass gerade in ländlichen Regionen die „Schwarz“- bzw. nett umschriebene „Paragastronomie“ faktisch sehr wohl Auswüchse annimmt, wie sie im obigen Artikel beschrieben werden. Diesen Zustand an der Person des „unfähigen“ Wirtes festmachen zu wollen, strotzt jeder Beschreibung! Es gibt viele Lokale, die super Betreiber, tolle kulinarische Angebote und klasse Ambiente bieten – und trotzdem gähnend leer sind. Das liegt aber nicht nur (aber sehr wohl auch) an der Paragastronomie in Sportheimen, Feuerwehrhäusern etc., sondern ganz einfach auch am allgemeinen gesellschaftlichen Trend des „Cocoonings“. Die Leute feiern heute oft lieber zuhause, Grillabende oder gemeinsames Kochen mit Feunden ist so populär wie nie – und abgesehen davon ist es zuhause einfach billiger. Die liebe Politik hat die Wirtschaftskrise und die Rezession zwar bereits totgesagt – aber jetzt äußert sich die viele Kurzarbeit etc. der letzten Monate eben in den leeren Geldbeuteln potentieller Wirtshaus-Gäste. Konnte man lange auf Reserven zurückgreifen, so ist die Ebbe mittlerweile bei den heimischen Finanzmitteln angekommen. Noch seitenweise wäre an dieser Stelle weiter zu diskutieren über den Schaden, der der Gastronomie durch das Rauchverbot entstanden ist, die immense Steuerbelastung etc… – aber das führte hier zu weit. Aber einfach zu behaupten, die Wirte seien mehr oder weniger selber schuld an ihrem Dilemma halte ich für ausgesprochen dreist! Herzliche Grüße aus Passau
Werte „Kollegen“, ganz so schwarz wie es hier gemalt wird, sieht es nun doch nicht aus.
Das Problem besteht, wie fast alles im Leben, aus zwei Hälften.
Zum Einen ist es gerade in ländlichen gebieten (ich wohne mitten auf dem land) so, dass die Qualität der Wirtsleute auch nicht mehr ganz dass ist, was sie mal war. Die „Kneipe an der Ecke“ läuft bestens, wenn ein geeigneter Wirt / Wirtin diese betreibt. Hierzu gehören neben dem Hackfleischkurs bei der IHK auch persönliche Eignung, Menschenkenntnis, eine gute Qualität der Produkte und Liebe zum Beruf bzw. zur Berufung. Wer das drauf hat, der wird auch auf dem Land erfolgreich sein. So ist es zumindest bei uns, am Fuß des Westerwaldes.
Hat man natürlich eine „Schlaftablette“ als Gastwirt, der zu allem Überfluss noch zu jedem Thekengespräch seinen Senf dazugeben muss und politisch wie religiös seiner eigenen Person keinen Einhalt gebieten kann und für den die Frikadelle zum Bier schon zu viel Aufwand ist, dann wird auch mit der Gastwirtschaft in bester Lage und bester Frequenz nichts.
Die andere Hälfte des Problems sind nicht zwangsläufig die Vereine, sondern das „Miteinander“ auf dem Land. Ist der Gastwirt nicht in der Lage, Gastfreundschaft und Geselligkeit in seinen Räumlichkeiten zu plazieren, wird es in Konkurrenz zum Vereinsfest der Schützenbruderschaft sicher schwierig für ihn. Schafft er es aber, sich am Ort gut zu integrieren, kann es sogar so sein, dass er am Schützenfest durchaus mitverdient. Sei es als Treffpunkt für Leute auf dem Weg dorthin, als Vereinswirt oder als Getränkelieferant des Vereines.
Insofern hat aus meiner Sicht der Gastwirt vor Ort, gerade auf dem Land, wo es nicht 25 Gaststätten nebeneinander gibt, gute Chancen, aus seiner Situation etwas rauszuholen und sich zu arrangieren.