Gastronomie: Ratgeber für den Weg zur Selbständigkeit
Als traditionelles Gewerbe erfordert die selbständige gastronomische Tätigkeit von Anfang an recht hohe Investitionen. Gerade deswegen ist eine penible Planung umso wichtiger. Im Folgenden der Blick auf die Kosten und die Möglichkeiten zur Finanzierung.
Die Investitionskosten im Überblick
Bis zum bekannten Insider-Restaurant ist es bekanntlich ein weiter Weg. Dieser beginnt mit dem ersten eigenen Lokal, das bereits vor seiner Eröffnung hohe Kosten verursacht:
- Pacht: Die Miete muss vom ersten Tag an gezahlt werden, also lange bevor der Betrieb eröffnet, da meistens noch Umbau- und Einrichtungsarbeiten anfallen. Ein Zeitraum von mehreren Monaten ist realistisch und da schwer abschätzbar ist, wie hoch die Gewinne in der ersten Zeit nach der Eröffnung sein werden, sollte der Sicherheitshorizont noch weiter ausgedehnt werden. In der Summe sollte die Reserve für die Mietkosten also bei mindestens 10.000 Euro liegen; je nach Lage und Größe des Lokals können es auch deutlich mehr sein.
- Küchen-Equipment: Selbst in kleinen Betrieben ist die Hardware-Beschaffung nicht ganz günstig. Elektrogeräte wie Backofen, Spülmaschine und Co. sind die Basis, dazu kommen unzählige weitere kleine Posten wie Geschirr, Pfannen und Utensilien. Hier ist ein mindestens fünfstelliger Betrag unbedingt empfehlenswert.
- Einrichtung: Tische, Stühle und Deko schlagen ebenfalls mit einem mindestens vierstelligen Betrag zu Buche.
- Eventuelle Umbaumaßnahmen: Gastronomiebetriebe müssen exakt auf ihr Konzept ausgerichtet sein – und das betrifft auch die gesamte Architektur der Betriebsstätte. Dazu kommen noch gewerbliche Grundlagen, wie zum Beispiel der Brandschutz, der unbeding zu beachten ist. Aufwändige Umbauten sind vor der Eröffnung deswegen die Regel. Die Kosten sind schwer pauschal zu beziffern, da sie von den Maßnahmen abhängen, doch von einem mittleren fünfstelligen Betrag kann man in jedem Fall ausgehen.
- Personal: Selbst in kleinsten Betrieben ist es normalerweise kaum möglich, das Lokal ganz ohne Hilfe zu führen. Ob für die Küche oder den Service, sind Angestellte ab, und teilweise schon vor der Eröffnung, notwendig.
Weitere Kosten entstehen durch Wärme und Strom sowie Versicherungen. In der Summe sind häufig sechsstellige Beträge für die Existenzgründung nötig. Ebenfalls nicht zu vergessen: Lebensmittel-Einkäufe für das laufende Geschäft und für weiteres Wachstum womöglich noch Ausgaben für Werbung und Marketing.
Offensichtlich: Ohne Kredit keine Gründung möglich
Angesichts dieser Kosten führt meistens kein Weg am Kredit vorbei. Immerhin bietet der heutige Markt günstige Lösungen an: Der klassische Ratenkredit ist so günstig wie nie zuvor, was einerseits der niedrigen Zinslage und andererseits dem harten Wettbewerb unter den Anbietern zu verdanken ist.
Im ersten Schritt sollten sich angehende Gastronomen also im Kreditmarkt einen Überblick verschaffen. Bei der Berechnung der Laufzeit gilt, dass die Raten so gewählt werden sollten, dass sie auch bei schleppendem Geschäftserfolg getilgt werden können. Daraus entsteht eine höhere Laufzeit, die jedoch wegen der Niedrigzinsen nicht so sehr ins Gewicht fallen wie noch vor zehn Jahren.
Geschrieben von Maike Blume
Bild 1: ©istock.com/PeopleImages
Vielen Dank für Deinen Kommentar. So sind die zukünftigen Kosten besser kalkulierbar.
Der Existenzgründer muss wissen, wieviel Geld er zum Leben braucht. So hoch muss der kalkulierte Gewinn sein. Da der Gewinn in der Regel zwischen 10 – 15 % vom Umsatz ausmacht, errechnet sich hieraus der Jahresumsatz.
Erfahrungsgemäß sind weitere 25 -: 30 % Wareneinsatzkosten.
Weitere anlage- und betriebsbedingte Kosten sind ca. 30 %.
Noch einmal 30 % sind Personalkosten, die durchaus das Betreibergehalt beinhalten können, was dann den notwendigen Gewinn senken kann.
All diese Kosten sollten für eine Anlaufzeit von mindestens 3 Monaten als Kapital zur Verfügung stehen.
Vielen Dank Herr Stammberger für die zusätzlichen Infos! 🙂
In vielen Fällen kann aber für die Zeit vor Eröffnung, manchmal sogar für die erste Anlaufphase, eine pachtfreie Zeit oder eine Pachtreduzierung ausgehandelt werden.
Unabdingbar ist (nicht nur) deshalb eine sorgfältige Liquiditätsplanung, zusätzlich zur Wirtschaftlichkeitsberechnung. Ein alter kaufmännischer Grundsatz lautet: Liquidität geht vor Rentabilität. Da viele Jungunternehmer (nicht nur Gastronomen) mit dieser kaufmänischen Planung nicht vertraut sind, empfiehlt es sich, einen branchenerfahrenen Berater hinzu zu ziehen, der i.d.R. vom Staat gefördert wird.